
Über mein fertiges Manuskript (das noch gar nicht wirklich fertig ist) handelt dieser Beitrag.
Da ihr ja nun gelesen habt, dass mein Manuskript fertig ist, kommt jetzt die Phase, in der ich mich darauf vorbereite, den Buchstabendschungel zu bearbeiten. Für die Veröffentlichung habe ich mir Anfang des Jahrs einen Zeitplan zusammengestellt, in dem jeder einzelne Schritt getaktet niedergeschrieben steht und an den ich mich echt halten muss, damit mein Projekt Erfolg hat. Dieser Zeitplan sieht vor, dass ich meinen frisch ausgedruckten Ordner, auf dem die Bilder meiner Protagonisten kleben und der ziemlich verlockend neben meinem Schreibtisch im Bücherregal liegt, den ganzen Februar über nicht einmal mit der Kneifzange anpacke. Jeder empfiehlt das. Andere Autor*innen, Ratgeber, das Internet, jeder, der schonmal einen Text verfasst hat, kann mit Sicherheit behaupten, dass er sich einfacher verbessern lässt, wenn er eine gewisse Zeit „reifen“ durfte. Ich selbst zähle mich natürlich auch dazu. Wenn ich mir heute Texte oder auch Comics anschaue, die ich vor Jahren auf Papier gebracht habe, fallen mir sofort Dinge auf, die ich verändern will.
Und was soll ich sagen? Das Manuskript nicht anzufassen ist härter als gedacht. Heute zum Beispiel habe ich erst um 13:30 Uhr Dienstbeginn, sodass ich den Vormittag super nutzen könnte, um schonmal anzufangen. Vielleicht nur eine Seite? Oder ein Kapitel? Oder ich könnte mir ja einen Absatz mal laut vorlesen, das soll doch auch helfen, oder? Die ganze Zeit will ich an den Ordner gehen. Meine Gedanken kreisen um die Geschichte, um Verbesserungen, um kleine Details, die die Logikfehler ausmerzen, die ich bereits kenne und ständig im Hinterkopf mit mir herumtrage. Natürlich quillt meine Handyapp für Notizen bereits über. Mein antrainierter „Wenn ich es nicht sofort aufschreibe, vergesse ich es“- Gedanke zwingt mich, auch abends, wenn ich schon fast eingeschlafen bin, schnell Dinge aufzuschreiben, damit ich sie bloß nicht vergesse und für den Prozess der Überarbeitung nutzen kann.
Dieser Roman wird mein Debütroman. Und außerdem ist er mein Baby. Das habe ich jetzt schon öfters bei anderen auf ihren Instagram-Profilen gelesen und auch in Youtube Videos wird dieser Vergleich immer wieder gebracht. Deswegen möchte ich natürlich alles richtig machen. Auch, wenn es bei mir eine Ewigkeit dauert. Ich rechne allein für die Überarbeitung drei Monate ein. So kurz brauchen manche für ein gesamtes Buch. Vielleicht ist es auch gerade dieser Zeitdruck, der mich alle paar Sekunden mit meinem Manuskript liebäugeln lässt. Es fühlt sich ein wenig wie Entzug an.
Glücklicherweise blieb ich bisher vor einem wahren Entzug von einer Droge oder Ähnlichem verschont. Als ich 2021 mein Handy mal für 10 Tage in eine Schublade legte, das weiß ich noch, erwischte ich mich die ersten drei bis vier Tage noch dabei, wie ich ständig in meine Hosentasche griff oder auf den Tisch oder wo es sonst rumliegt. Nach etwa sechs Tagen schwächte das Gefühl ab und nach den erfüllten zehn Tagen wollte ich gar kein Handy mehr besitzen. Kurz vor Weihnachten 2022 verlor mein Arbeitskollege sein Handy und er hat bis heute kein neues. Er hat ähnliches „durchgemacht“ wie ich und sagt, im Moment will er das auch gar nicht mehr. Ich denke schon, dass dieses Gefühl einem Entzug sehr nahekommt. Und genau deswegen muss ich Abstand zu meinem Ordner mit den ausgedruckten Seiten der tollsten Geschichte der Welt (haha) halten.
Ablenkung und Empfehlungen
Was hilft noch dabei, Abstand zu gewinnen? Richtig. Ablenkung. Während der letzten Monate kam ich nie wirklich dazu, mal wieder ein Buch zu lesen und es richtig zu genießen. Mich in einer fremden Welt zu verlieren. Deswegen nutze ich den Februar, um zu lesen. Angefangen mit „Der Alchimist“ von Paolo Coelho, den mir mein bester Freund empfohlen und geschenkt hat. Dieses Buch passt perfekt in eine Hosentasche. In ihm verbergen sich so viele wundervolle Weisheiten und Wunder. Das war, denke ich, genau das richtige Buch für mich, um wieder mit dem Lesen anzufangen. Gleich danach las ich „Am Limit“ von Paul Herron. Dieser Thriller ist so rasant geschrieben, dass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte. Innerhalb von zwei Tagen hatte ich ihn durch. Es stellte einen heftigen Kontrast zum Alchimisten dar. Gewalt, Rache, Gefahr. Herzrasen. Als ich es fertig hatte, musste ich erstmal wieder klarkommen.
Wir alle lieben dieses Gefühl, oder? Und gleichzeitig hassen wir es. Ich hoffe, die Leserschaft fühlt genau dasselbe, wenn sie mein Buch durchhat. Als nächstes nahm ich mir „Das Leben und das Schreiben“ von Stephen King vor. Mein Schwager hatte es mir zu Weihnachten geschenkt und es stand ganz oben auf meiner Liste für den Pre-Bearbeitungszeitraum. Ich denke, ich habe noch nie so viele nützliche Tipps und Erzählungen gelesen, wie in diesem Buch und ich bin noch nicht einmal damit durch. Zum ersten Mal kann ich nachvollziehen, warum Menschen Zeilen in einem Buch mit Marker anstreichen oder sich einen Klebestreifen an den Rand machen, damit sie die Seite wiederfinden oder um hervorzuheben, was ihnen besonders gefallen hat. Das fand ich immer doof. In Bücher schreibt oder malt man nicht hinein, es sei denn, es handelt sich um eine Schullektüre, auf die man sowieso keinen Bock hat und die man nach der darüber geschriebenen Klausur nie wieder in die Hand nimmt.
Am Wochenende waren mein Mann und ich in der hiesigen Buchhandlung, wo ich zwei weitere Bücher kaufte, die ich definitiv im Februar noch lesen möchte. Es handelt sich um Schreibratgeber bzw. Anleitungsbücher, wie man Romane und Kurzgeschichten schreibt und wie man Schriftsteller wird. Ich habe mittlerweile eingesehen, dass ich niemals den Abstand zu meinem Manuskript finden werde, den ich mir zu meinem Handy wünsche. Deswegen möchte ich mich weiterbilden, wo ich kann. Ich denke, jeder Tipp, den ich in diesem Monat und über meine Überarbeitungsphase hinaus mitnehmen kann, wird sich mir noch als Hilfreich erweisen, wenn seine Zeit gekommen ist.
Was ist Erfolg?
Auf Instagram kam neulich die Frage auf, was Erfolg für uns Autor*innen bedeutet. Diese Frage möchte ich abschließend zu diesem Text, den ich aus Ablenkungsgründen verfasse, noch beantworten.
Erfolg setze ich gleich mit dem Erreichen von selbstgesetzten Zielen. Wenn mein Buch auf dem Markt erscheint und es von zehn Leuten gekauft wird, dann kann ich zu mir selbst sagen, dass ich erfolgreich war. In einem Coaching bekam ich mal gesagt, dass meine Werbung noch über die ersten 100 Käufer hinausreichen sollte, wo ich erstmal stutzig in die Kamera schaute und sagte: „Einhundert? Ich bin froh, wenn ich zehn Bücher verkaufe.“
Ziele dürfen sich verändern. Ziele dürfen sich steigern. Wenn ich merke, dass sich plötzlich doch 100 Leute für mein Buch interessieren und das Feedback gut ist, dann werde ich natürlich erwarten, dass ich mit dem nächsten Buch ebenfalls 100 Leute oder mehr erreiche. Beim zweiten Werk wieder nur von 10 auszugehen fände ich schwach. Was bedeutet, dass ich mit meinem ersten Buch per Definition erfolgreich bin, sobald ich 10 davon verkauft habe. Und wenn es am Ende doch nur 15 sind, die es kaufen, dann möchte ich mit dem nächsten Buch 20 Leute erreichen.
Doch erstmal muss ich es schaffen, bis zum 1. März durchzuhalten.
Kommentar hinzufügen
Kommentare